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Bei Gott gibt es kein zu spät

Mein Name ist Jeremia Aspalter, ich bin 21 Jahre alt und war von Dezember 2023 bis Anfang März 2024 über OMF in Thailand.

Mein Ursprungsplan von ein paar warmen Wintermonaten am Strand, kam glücklicherweise nicht zustande. Etwa zwei Monate vor meinem geplanten Urlaubsantritt war ich im Gebet und empfand plötzlich eine Unzufriedenheit und ein Drängen gegen meine eigenen Pläne. Durch Gottes Führung fand ich dann im Internet Baan Nok Kamin, eine in Thailand arbeitenden Organisation für Straßenkinder und Kinder aus zerrütteten Familien. Nach einem Treffen mit dem zuständigen Mitarbeiter ging alles sehr schnell und die Entscheidung nach Sukhothai in Thailand zum ländlichen Standort von BNK zu gehen war schnell getroffen. Endlich spürte ich auch Frieden über meinen Plan.

Meine erste Woche dort war für mich auch die Herausforderndste. Zum einen konnte ich mich mit kaum jemandem dort gut verständigen, da kaum Englischkenntnisse vorhanden waren. Und zum anderen war mein Tagesablauf zu Beginn sehr unstrukturiert und ich hatte, bis zum frühen Abend kaum Aufgaben. So wurde die Zeit in dem mir zur Verfügung gestellten Haus schnell herausfordernd, wobei mir die Gewissheit in Gottes Plan zu laufen Kraft gab. Rückwirkend betrachtet war aber auch diese Zeit sehr wichtig, da ich darin Gott näherkommen durfte und mir einige Baustellen in meinem eigenen Leben klar wurden.

Nach dieser Zeit hatte ich mich besser an die Umstände gewöhnt und nach und nach entstand auch Struktur und ein regelmäßiger Ablauf in meinem Alltag.

In der Regel war ich tagsüber in der zugehörigen Landwirtschaft beschäftigt und zweimal wöchentlich am Nachmittag in einer kleinen Volksschule um Englisch zu Unterrichten. Nachmittags kamen dann die etwa 40 Buben die dort aufgeteilt auf vier Großfamilien lebten, von der Schule zurück und ich hatte viel Spielraum, um mit ihnen Zeit zu verbringen. Meistens wurde auf einem großen Platz Fußball gespielt. Im nahegelegenen Fluss zu Baden oder kurze Wanderungen waren auch sehr beliebt. Chaotisch aber trotzdem lustig und interessant war auch das gemeinsame Backen von Pizza oder Stockbrot, was die meisten dort nicht kannten.

Besonders waren für mich auch die wöchentlichen Kirchenbesuche, obwohl ich kein Wort verstand, war ich danach ermutigt und neu erfüllt. Die Kirche ist weniger das sichtbare Gebäude, sondern viel mehr die Gemeinschaft der Besucher und deren Herzenshaltung. Diese ist auch wahrnehmbar, ohne die Sprache zu verstehen.

Obwohl es anfangs nicht so geplant war, ergaben sich für mich auch viele Möglichkeiten andere Orte in Thailand zu besuchen. Von Kleinkindbetreuung in Bangkok bis zu Weihnachtseinsätzen in Südthailand und Besuchen bei Baan Nok Kamin Bangkok und Chang Mai war alles dabei. Durch den Austausch und das Mitleben am Alltag der Thailänder und die Gemeinschaft mit den Kindern dort verlor das klassische Reisen, das ich ursprünglich geplant hatte, gänzlich seinen Reiz.

Wesentlich schwerer als die ungewohnte Kost, die Sprachbarriere und die kulturellen Herausforderungen in Thailand war für mich das Zurückkommen oder besser gesagt das Zurückfallen in den Alltag wieder in Österreich. Nach meiner Rückreise begann ich schnell wieder zu arbeiten und es fühlte sich an, als wäre ich nur ein paar Tage weg gewesen. Nach einer Woche musste ich mich fragen, was ich aus der Zeit in Thailand eigentlich mitgenommen habe. Ich durfte dort so viel von Gottes Wirken sehen, selbst im Glauben wachsen und so viel Dankbarkeit, Gastfreundschaft und Nächstenliebe erleben und nach so kurzer Zeit schien mein Glauben schon wieder im gewohnten Alltag zu ertrinken.

Mittlerweile kann ich meine Beziehung mit Gott wieder aktiver leben. Viele Probleme haben an Gewicht verloren und ich kann leichter, freier und bewusster durch den Alltag gehen.

Das vermeidlich Christliche Europa braucht, wenngleich auf eine andere Art als in Thailand, auch Missionsarbeit. Jeder Tag bringt eine Herausforderung aber auch eine Chance und Entscheidungsmöglichkeit in Gemeinschaft mit Gott zu leben.

 

Story von www.omf.org